Motive und ihr physiologischer Ausdruck

Moti­ve sind nach McClel­land (1985; hier dar­ge­stellt nach Brand­stät­ter 2005, S. 274) indi­vi­du­el­le Prä­fe­ren­zen für bestimm­te Emo­tio­nen. Im Bestre­ben, die bevor­zug­ten Emo­tio­nen her­vor­zu­ru­fen, liegt der Anreiz für ziel­ge­rich­te­tes Han­deln. Oder anders: Jeder Mensch hat ein indi­vi­du­el­les Mus­ter von bevor­zug­ten Emo­tio­nen, die durch ziel­ge­rich­te­tes Handeln
her­vor­ge­ru­fen wer­den kön­nen. Die Prä­fe­renz für bestimm­te Emo­tio­nen wird nach McClel­land als Motiv bezeich­net. Es wer­den ins­ge­samt drei sol­cher Moti­ve unter­schie­den, die jeweils mit spe­zi­fi­schen Emo­tio­nen ver­knüpft sind – (1) sozia­ler Anschluss, (2) Domi­nanz und (3) Leis­tung. Dabei sind die Moti­ve nach Anschluss und Domi­nanz die grund­le­gen­de­ren, was aus dem Umstand ersicht­lich wird, dass bei­den Bedürf­nis­sen phy­sio­lo­gi­sche Reak­ti­ons­mus­ter zuge­ord­net wer­den kön­nen (Bei­spie­le: Domi­nanz vs. Sub­mis­si­on: erho­be­ner Kopf vs. gesenk­ter Kopf; Anschluss vs. Ver­lust: Freude/Lächeln vs. Trauer/herabgezogene Mund­win­kel). Für das Leis­tungs­mo­tiv hat die Evo­lu­ti­on kein eige­nes phy­sio­lo­gi­sches Reak­ti­ons­mus­ter „erfun­den“. Viel­mehr wur­den die Reak­ti­ons­mus­ter der bei­den ande­ren Moti­ve mit­ein­an­der kom­bi­niert (Kom­bi­na­ti­on aus erho­be­nem Kopf und Lächeln vs. gesenk­ter Kopf und Trau­er). (Vgl. Heck­hausen & Heck­hausen 2009, S. 144)

Das Leis­tungs­mo­tiv wird „in Tätig­keits­be­rei­chen wirk­sam, in denen ein Güte­maß­stab für eige­ne Leis­tun­gen vor­liegt und anti­zi­pier­ter Erfolg bzw. Miss­erfolg mit den damit ver­bun­de­nen Gefüh­len (Stolz bzw. Beschä­mung) hand­lungs­lei­tend wird“ (Brand­stät­ter, 2005, S. 274). Die drei grund­le­gen­den Moti­ve „sind in allen Men­schen wirk­sam, unter­schei­den sich jedoch je nach gene­ti­scher Aus­stat­tung und Lern­erfah­rung in ihrer Stär­ke“ (Brand­stät­ter, 2005, S. 274). In Unter­su­chun­gen kann ein posi­ti­ver Zusam­men­hang zwi­schen der gesell­schaft­li­chen Aus­prä­gung von Leis­tungs­mo­ti­ven und gesamt­wirt­schaft­li­cher Ent­wick­lung nach­ge­wie­sen wer­den (vgl. McClel­land, 1985; hier dar­ge­stellt nach Brand­stät­ter, 2005, S. 274).

Quel­len:
Brand­stät­ter, V. (2005): Moti­va­ti­on. In: D. Frey, L. von Rosen­stiel & C. Graf Hoy­os (Hrsg.): Wirt­schafts­psy­cho­lo­gie. Wein­heim, Basel: Beltz
Heck­hausen, J. & Heck­hausen, H. (2006): Moti­va­ti­on und Han­deln. 3. Auf­la­ge. Hei­del­berg: Sprin­ger Medi­zin Verlag
McClel­land, David Cla­rence (1985): Human moti­va­ti­on. Glen­view: Scott, Foresman.

Von Jörg Heidig

Jörg Heidig, Jahrgang 1974, nach Abitur und Berufsausbildung in der Arbeit mit Flüchtlingen zunächst in Deutschland und anschließend für mehrere Jahre in Bosnien-Herzegowina tätig, danach Studium der Kommunikationspsychologie, anschließend Projektleiter bei der Internationalen Bauausstellung in Großräschen, seither als beratender Organisationspsychologe, Coach und Supervisor für pädagogische Einrichtungen, soziale Organisationen, Behörden und mittelständische Unternehmen tätig. 2010 Gründung des Beraternetzwerkes Prozesspsychologen. Lehraufträge an der Hochschule der Sächsischen Polizei, der Dresden International University, der TU Dresden sowie der Hochschule Zittau/Görlitz.