Der Widerspruch zwischen Veränderungsdruck und zur Verfügung stehender Zeit

Es gibt wenig, was Füh­rungs­kräf­te schnel­ler an Gren­zen füh­ren kann als der Ver­such, Men­schen direkt zu ver­än­dern. Zwar blei­ben die jeweils han­deln­den Füh­rungs­per­sön­lich­kei­ten und das Aus­maß des (äuße­ren) Ver­än­de­rungs­drucks die wohl maß­geb­lichs­ten Fak­to­ren für gelin­gen­de Ver­än­de­run­gen. Die mensch­li­che Natur wird jedoch gra­vie­rend unter­schätzt, wenn man meint, allein durch Über­zeu­gung oder gar Mani­pu­la­ti­on dau­er­haf­te Ver­än­de­run­gen bewir­ken zu kön­nen. So müs­sen eine vor­bild­haf­te Hal­tung, Trans­pa­renz und ein guter Füh­rungs­stil eher als not­wen­di­ge Vor­aus­set­zun­gen für einen gelin­gen­den Ver­än­de­rungs­pro­zess ange­se­hen wer­den, aus­rei­chend sind sie allein kei­nes­falls. Denn nach­hal­ti­ge Ver­än­de­rung erfor­dert neben der Ein­sicht vor allem auch die Ver­ar­bei­tung der teil­wei­se sehr hef­ti­gen emo­tio­na­len Reak­tio­nen, wofür es Zeit braucht. Die aber gibt es kaum, wenn der Ver­än­de­rungs­druck tat­säch­lich groß genug gewor­den ist. So bewe­gen sich Ver­än­de­run­gen auf einem wider­sprüch­li­chen Spek­trum – gibt es noch genug Zeit, ist der Ver­än­de­rungs­druck zu nied­rig, und ist der Ver­än­de­rungs­druck hoch genug, bleibt zu wenig Zeit.

Von Jörg Heidig

Jörg Heidig, Jahrgang 1974, nach Abitur und Berufsausbildung in der Arbeit mit Flüchtlingen zunächst in Deutschland und anschließend für mehrere Jahre in Bosnien-Herzegowina tätig, danach Studium der Kommunikationspsychologie, anschließend Projektleiter bei der Internationalen Bauausstellung in Großräschen, seither als beratender Organisationspsychologe, Coach und Supervisor für pädagogische Einrichtungen, soziale Organisationen, Behörden und mittelständische Unternehmen tätig. 2010 Gründung des Beraternetzwerkes Prozesspsychologen. Lehraufträge an der Hochschule der Sächsischen Polizei, der Dresden International University, der TU Dresden sowie der Hochschule Zittau/Görlitz.