Was macht eine gute Führungskraft aus? Die Fähigkeit, aus Gefühlen Gedanken werden zu lassen und die eigene Handlungsunsicherheit zu ertragen (Wilfred Bion). Anders ausgedrückt: die Fähigkeit, sich ohne Affekte zu sich selbst zu verhalten (was in etwa der Definition von Vernunft nach G. H. Mead entspricht).
Andersherum gefragt: Was macht eine schlechte Führungskraft aus? Wenn die oder der Betreffende zu sehr ihren Gefühlen folgt, Situationen unmittelbar bewertet und aus diesen Bewertungen heraus handelt.
Das ergibt ein Spektrum zwischen automatisierten (affektgesteuerten, aus Bewertungen unmittelbar resultierenden, reaktiven) Handlungen und affektarmen, gleichsam reflektierten Handlungen. Eine besonders häufig auftretende und dabei Konflikte konservierende Variante des affektgesteuerten Musters ist ein Phänomen, das ich „innere Distanzierung“ nennen möchte. Eine Person, die so ihre Handlungen steuert, verortet das „Heft des Handelns“ nicht bei sich selbst, sondern bei der ihr vorgesetzten Person. Nach außen signalisiert die Person (vorgeblich) Loyalität, innerlich aber lehnt die betreffende Person die ihr vorgesetzte Person ab, bewertet sie oder ihn, unterstellt Unfähigkeit o. ä. Dies führt zu einem inneren Konflikt, der die betreffende Person letztlich hemmt, gar blockiert und nicht selten „innerlich zerreißt“.