Wie lässt sich feststellen, ob es sich lohnt, in einem Konflikt zu intervenieren? 

Konflikte zu verstehen, kann verwirrend sein. In diesem Text geht es um einige Modelle, die dabei helfen, Klarheit zu schaffen.

Mein Ein­druck: Kon­flik­te wer­den viel öfter unter der Maß­ga­be ihrer „Lösung“ dis­ku­tiert, als es tat­säch­li­che „Lösun­gen“ gibt. Was häu­fi­ger vor­kommt, sind „halb bear­bei­te­te“ oder „irgend­wie ein­ge­fro­re­ne“ Kon­flik­te. Ich habe mir lan­ge die Fra­ge gestellt, wie sich die­ses Miss­ver­hält­nis zwi­schen Anspruch und Pra­xis erklä­ren lässt. 

Die Leit­fra­ge die­ses Tex­tes lau­tet, wie sich unlös­ba­re Kon­flik­te erken­nen las­sen bzw. wann es sich lohnt, in einem Kon­flikt zu inter­ve­nie­ren und wann eher nicht.

In den ver­gan­ge­nen bei­den Jah­ren habe ich drei ein­fa­che Tools ent­wi­ckelt, mit denen ich ein­schät­zen kann, ob sich die Mühe lohnt oder nicht. Anlass waren eini­ge Kon­flikt­fäl­le, die zunächst hoff­nungs­voll und mit kla­rem Auf­trag began­nen, sich dann aber schnell fest­ge­fah­ren haben. Her­kömm­li­che Gesprächs‑, Media­ti­ons- und Ver­hand­lungs­me­tho­den blie­ben wir­kungs­los. Was dann zwar im Sin­ne der ursprüng­li­chen Auf­trä­ge nicht gehol­fen, aber Klar­heit geschaf­fen hat, war eine weni­ger auf Psycho-Logik, als viel mehr auf ganz ratio­na­ler Vor­aus­set­zungs- und Fol­gen­be­trach­tung beru­hen­de Ana­ly­se der jewei­li­gen Kon­stel­la­tio­nen. Aus viel­fa­chem Nach­den­ken über die­se Erfah­run­gen und vie­len wei­te­ren Team- und Kon­flikt­in­ter­ven­tio­nen resul­tie­ren die fol­gen­den drei Ana­ly­se­werk­zeu­ge, die ich mitt­ler­wei­le am Anfang von Kon­flikt­ver­hand­lun­gen oder kon­flikt­be­zo­ge­nen Team­ent­wick­lun­gen oder Super­vi­sio­nen ein­set­ze, um mit den Betei­lig­ten Klar­heit über die Vor­aus­set­zun­gen einer Kon­flikt­be­ar­bei­tung her­zu­stel­len. 

Die­se Klar­heit hilft ent­we­der einer Inter­ven­ti­on zu ver­gleichs­wei­se schnel­lem Erfolg — oder spart viel Zeit, Mühe und Trä­nen. Kon­flikt­be­ar­bei­tung wird so ent­we­der „schnell und lei­se“ oder fin­det erst gar nicht statt. In letz­te­rem Fall kom­me ich dann — in der Regel gemein­sam mit den Betei­lig­ten — zu dem Schluss, dass es sich nicht lohnt, wei­ter zu dis­ku­tie­ren, son­dern dass der Kon­flikt durch ande­re Schrit­te (per­so­nel­le Ver­än­de­rung, Tren­nung usw.) oder auf ande­ren Ebe­nen (bspw. Vor­ge­setz­te, Jus­tiz, also „Ersatz­kom­mu­ni­ka­ti­on“) trans­for­miert wer­den muss.

Zwei der nach­fol­gend dar­ge­stell­ten Model­le bil­den prag­ma­tisch ver­ein­fach­te Anwen­dun­gen von Model­len, die ursprüng­lich von Fried­rich Glasl stam­men. Das drit­te Modell arbei­tet mit ein­fa­chen Wahr­schein­lich­keits­ska­len, wie sie nicht zuletzt aus dem Reper­toire sys­te­mi­scher Inter­ven­tio­nen bekannt sind.

 

Ana­ly­se eines Kon­flik­tes anhand sei­ner Eskalationsphasen

Von einer erfah­re­nen Media­to­rin habe ich ein­mal den fol­gen­den Satz gehört: „Media­ti­on funk­tio­niert nur bis zu einem mitt­le­ren Eska­la­ti­ons­le­vel und auch dann nur, wenn alle betei­lig­ten Sei­ten wirk­lich wol­len.“ Die­sen Satz habe ich zu Hil­fe genom­men, als ich aus Fried­rich Glasls neun­stufi­gem Eska­la­ti­ons­mo­dell das fol­gen­de, ledig­lich drei­stu­fi­ge Modell ent­wi­ckelt habe.

Eine Ver­ein­fa­chung des neun­stufi­gen Eska­la­ti­ons­mo­dells von Fried­rich Glasl

Ver­här­tung: Nor­ma­ler­wei­se regeln wir unse­re Pro­ble­me mit Kom­mu­ni­ka­ti­on. Das mag mal ein­fa­cher und mal schwie­ri­ger sein. Wenn die „nor­ma­le“ Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­sagt, kommt es zur Eska­la­ti­on. In der ers­ten Pha­se ver­här­ten die Betei­lig­ten ihre Sicht­wei­sen, aus Mei­nun­gen wer­den Posi­tio­nen, um die gekämpft wird. Noch fin­det der Kon­flikt ledig­lich zwi­schen den Betei­lig­ten statt. 

Polarisierung/Gefahr des Gesichts­ver­lus­tes: Dau­ert der Kon­flikt an und kommt es zu einer pola­ri­sie­ren­den Dyna­mik, begin­nen die Betei­lig­ten, Frak­tio­nen zu bil­den bzw. bis­her Unbe­tei­lig­te in den Kon­flikt zu invol­vie­ren. Aus Posi­tio­nen wer­den nun zuneh­mend „spal­ten­de Pole“. Das m.E. wich­tigs­te Kenn­zei­chen ist hier, dass durch die Frak­ti­ons­bil­dung die Betei­lig­ten ihre „Gesich­ter“ öffent­lich mit ihrer jewei­li­gen Posi­ti­on ver­bin­den. Das bedeu­tet, dass eine Dees­ka­la­ti­on oder gar Eini­gung nur noch mit einer Art „Gesichts­ver­lust“ mög­lich ist und dadurch unwahr­schein­li­cher wird. Wenn ich mein Gesicht erst ein­mal öffent­lich mit mei­ner Posi­ti­on im Kon­flikt ver­bun­den habe, fällt es mir schwe­rer, mich wie­der auf die ande­re Sei­te zuzubewegen.

Bestim­mung des Eska­la­ti­ons­grads, bis zu dem her­kömm­li­che Kon­flikt­be­ar­bei­tungs­me­tho­den wirk­sam sein können

Kaum mehr umkehr­ba­re Eskalation/„Vernichtung“: Die­se letz­ten Pha­sen eines Kon­flik­tes (bei Glasl u.a. „begrenz­te Ver­nich­tungs­schlä­ge“ und „gemein­sam in den Abgrund“ genannt) sind davon gekenn­zeich­net, dass es den Betei­lig­ten mitt­ler­wei­le egal ist, was sie der Kon­flikt selbst kos­tet bzw. wel­ches Risi­ko sie beim „Kampf“ ein­ge­hen. Es geht mehr oder min­der nur noch dar­um, der ande­ren Sei­te Scha­den zuzu­fü­gen. In die­ser Pha­se noch mit her­kömm­li­chen Metho­den inter­ve­nie­ren zu wol­len, ist in der Regel aus­sichts­los. Es ist daher bes­ser, den Fall nach Mög­lich­keit gleich in die „Ersatz­kom­mu­ni­ka­ti­on“ zu über­füh­ren. Ersatz­kom­mu­ni­ka­ti­on bedeu­tet hier, dass ande­re Instan­zen die Kom­mu­ni­ka­ti­on anstel­le der Betei­lig­ten über­neh­men oder ent­spre­chen­de Ent­schei­dun­gen tref­fen (Bei­spiel häus­li­che Gewalt: zunächst die Poli­zei, spä­ter das Jugend­amt und ande­re; Bei­spiel Rosen­krieg: Anwäl­te und Gerich­te; Bei­spiel eska­lie­ren­de Kon­flik­te unter Kol­le­gen: Vor­ge­setz­te, ggf. Per­so­nal­ab­tei­lung und Betriebsrat).

Mög­lich­keit der Dar­stel­lung der Ein­zel­mei­nun­gen von Betei­lig­ten zum Stand eines Konfliktes

 

Ein­schät­zung des Gra­des der Gewöh­nung an einen Konflikt

Bei man­chen Auf­trä­gen, einen Kon­flikt zu bear­bei­ten, bekam ich mit der Zeit den Ein­druck, dass die Betei­lig­ten auf eine selt­sam ver­kehr­te Art und Wei­se gar nicht woll­ten, dass der Kon­flikt ver­än­dert wird oder gar ver­schwin­det. In der Psy­cho­lo­gie nennt man das einen „Sym­ptom­ge­winn“ — man lei­det (in man­chen beson­ders fie­sen Fäl­len tun die Betei­lig­ten nur so — und das mit­un­ter sehr glaub­haft), aber gleich­zei­tig „braucht“ man das Lei­den, um damit einen bestimm­ten Zweck zu errei­chen. 

Aber unab­hän­gig davon, ob ein impli­zi­ter „Sym­ptom­ge­winn“ vor­liegt oder nicht — Men­schen kön­nen sich an sehr viel gewöh­nen, auch an Kon­flik­te. Es ist also hilf­reich, nach dem Alter eines Kon­flik­tes zu fra­gen und den Grad der Gewöh­nung an den Kon­flikt ein­zu­schät­zen. Auch hier­für gibt es eine hilf­rei­che Ana­lo­gie von Fried­rich Glasl, der hei­ße von kal­ten Kon­flik­ten unter­schie­den hat. Ein hei­ßer Kon­flikt ist einer, den man sieht und hört. Die Betei­lig­ten sind ein­an­der noch so wich­tig, dass sie sich gegen­sei­tig sagen, was sie den­ken, dass sie schimp­fen, dis­ku­tie­ren, um ihre Posi­tio­nen kämp­fen usw. Kon­flik­te kön­nen aber mit der Zeit erkal­ten. Man­che Kon­flik­te frie­ren regel­recht auf ihrer jewei­li­gen Eska­la­ti­ons­ebe­ne ein — die ent­spre­chen­den Hand­lun­gen wer­den kaum mehr gezeigt oder nur noch sym­bo­lisch wie­der­holt, und mit der Zeit zieht Schwei­gen ein. Und mit dem Schwei­gen kommt die Käl­te. Die­se Kon­flik­te sind es, die mit der Zeit krank machen, denn die mit dem Kon­flikt ver­bun­de­nen Emo­tio­nen sind ja nicht „weg“. Sie wer­den nur zurück­ge­hal­ten, ver­schwie­gen, ver­drängt. Die Eska­la­ti­on fällt qua­si in einen Dorn­rös­chen­schlaf — nur mit nega­ti­ven Fol­gen für die Betei­lig­ten. Nie­mand tut etwas wirk­lich Eska­lie­ren­des, aber die Emo­tio­nen nagen wei­ter und die bösen Wor­te hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand wer­den zu einem lei­sen, aber immer hör­ba­ren Zischen. 

Kon­flik­te kön­nen “noch heiß” sein oder “lang­sam erkal­ten” oder auf einer Eska­la­ti­ons­stu­fe “ein­frie­ren” – je nach Kon­flikt­zu­stand ist der Inter­ven­ti­ons­er­folg wahr­schein­li­cher oder weni­ger wahrscheinlich.

Ver­sucht man in sol­chen Fäl­len, den Kon­flikt zu bear­bei­ten, kommt es nach mei­ner Erfah­rung oft zu einer Varia­ti­on des fol­gen­den Musters:

  1. Die Betei­lig­ten sagen in öffent­li­chen Ter­mi­nen, dass sie gern bereit sind, an dem Kon­flikt zu arbei­ten. 
  2. In Ein­zel­ge­sprä­chen schil­dern die Betei­lig­ten das aus ihrer jewei­li­gen Sicht „wah­re Aus­maß“ des Kon­flik­tes. Gleich­zei­tig erhe­ben alle Betei­lig­ten — mehr oder min­der impli­zit, eher sel­ten ganz offen, sodass man nicht „fest­ge­na­gelt“ wer­den kann — eine Bedin­gung für die Betei­li­gung an der Kon­flikt­be­ar­bei­tung: dass die jeweils ande­re Sei­te die­ses oder jenes zuerst tun müs­se, sonst kön­ne man sich nicht ein­las­sen, denn das oder jenes habe die Grund­re­geln mensch­li­chen Umgangs ver­letzt usw.
  3. Die Inter­ven­ti­on fährt sich nun lang­sam aber sicher fest — mit­un­ter gar­niert mit Zwei­feln an den Kom­pe­ten­zen der­je­ni­gen, die den Auf­trag haben, in dem jewei­li­gen Kon­flikt zu ver­mit­teln. Beson­ders hin­ter­häl­tig wird es, wenn sich ansons­ten heil­los ver­strit­te­ne Par­tei­en dies­be­züg­lich auf ein­mal einig sind.

Es kann also hilf­reich sein, den Kon­flikt zunächst hin­sicht­lich sei­nes Alters bzw. hin­sicht­lich der Gewöh­nung der Betei­lig­ten an den Kon­flikt zu unter­su­chen. Dafür kann die Anwen­dung der beschrie­be­nen Tem­pe­ra­tur­ana­lo­gie hilf­reich sein. Die Erfolgs­wahr­schein­lich­keit für gesprächs­ba­sier­te Inter­ven­tio­nen in lan­ge erkal­te­ten Kon­flik­ten sind mei­ner Erfah­rung nach sehr begrenzt — auch wenn die Betei­lig­ten mit­un­ter sehr glaub­haft äußern, dass sie ein gro­ßes Inter­es­se an der Lösung des Kon­flik­tes haben, weil sie per­sön­lich dar­un­ter lei­den. Aber manch­mal ist das Leid nicht groß genug bzw. sind die impli­zi­te Selbst­be­stä­ti­gung, der Sta­tus­ge­winn oder was auch immer man aus dem Kon­flikt zieht, so groß, dass man nicht los­las­sen kann. In kom­ple­xe­ren Fäl­len mit mehr als zwei Betei­lig­ten kann es auch sein, dass sich das gesam­te Gefü­ge so an den Kon­flikt gewöhnt hat, dass ein­zel­ne Per­so­nen kaum etwas ändern kön­nen. Dann ist der Kon­flikt gleich­sam zum „Besitz der Grup­pe“ gewor­den, und man könn­te nur etwas bewir­ken, indem man die Kon­stel­la­ti­on der Betei­lig­ten ver­än­dert (Ver­set­zung, Rota­ti­on usw.). In Orga­ni­sa­tio­nen, in denen sol­che Schrit­te aus recht­li­chen oder/und rol­len­tech­ni­schen Grün­den schwie­rig sind, kann man noch ver­su­chen, die Füh­rung des jewei­li­gen Berei­ches zu ver­än­dern. Wenn auch das nicht geht, bleibt nur die kon­se­quen­te Beglei­tung des Ver­laufs mit for­ma­lis­ti­schen Mit­teln (beob­ach­ten, doku­men­tie­ren, kla­re Ver­ein­ba­run­gen tref­fen, Sabo­ta­ge­ak­te ahn­den, Ermah­nun­gen aus­spre­chen, Eska­la­tio­nen for­mal kor­rekt durch­füh­ren usw.). Die­ser letz­te Weg ist lang, aber bis­wei­len der ein­zi­ge, der bleibt. Die trau­ri­ge Iro­nie in der Rea­li­tät vie­ler Orga­ni­sa­tio­nen ist, dass die „wirk­lich bösen“ Kon­stel­la­tio­nen nicht nur durch die am jewei­li­gen, in der Eska­la­ti­on ein­ge­fro­re­nen Kon­flikt betei­lig­ten Per­so­nen ent­stan­den sind, son­dern auch durch die nicht erfolg­ten Hand­lun­gen der ver­ant­wort­li­chen Füh­rungs­kräf­te, bei­spiels­wei­se durch Inkon­se­quenz (Auf­ge­ben nach ein bis zwei Gesprächs­ver­su­chen), Weg­se­hen bei Sabo­ta­ge, per­sön­li­che Hilf­lo­sig­keit im Umgang mit Kon­flik­ten, Ableh­nung der ent­spre­chen­den Füh­rungs­ver­ant­wor­tung („Wir sind hier nicht im Kin­der­gar­ten, die sind doch alle erwach­sen!“) o.ä.

Auch hier kann es hilf­reich sein, die Ein­zel­mei­nun­gen der Betei­lig­ten als Gesamt­bild zu visualisieren.

 

Ein­schät­zung der Bereit­schaft der Betei­lig­ten, sich tat­säch­lich in die­ser Kon­stel­la­ti­on noch ein­mal auf­ein­an­der einzulassen

Zu den soeben beschrie­be­nen lan­gen Kon­flikt­ver­läu­fen mit einem mehr oder min­der „ein­ge­fro­re­nen“ Ist-Stand kann erschwe­rend hin­zu­kom­men, dass die Dyna­mik des Kon­flik­tes bzw. des­sen Ursa­chen den Betei­lig­ten nicht bewusst sind. Das lässt sich bspw. dar­an erken­nen, dass sich eine bestimm­te Kon­flikt­kon­stel­la­ti­on trotz teil­wei­ser Fluk­tua­ti­on der Betei­lig­ten wie­der­holt. Wenn dann aus­ge­schlos­sen wer­den kann, dass die kon­flikt­haf­te Kon­stel­la­ti­on durch die Orga­ni­sa­ti­on oder die Füh­rung her­vor­ge­ru­fen wird (bspw. durch gegen­läu­fi­ge Rol­len­kon­stel­la­tio­nen oder in den Kon­flikt füh­ren­de Anwei­sun­gen durch Vor­ge­setz­te), muss es ande­re Ursa­chen geben. Manch­mal — und ins­be­son­de­re dann, wenn sehr lan­ge um den Kon­flikt „her­um­ge­lau­fen“ wird und kaum einer der Betei­lig­ten genau beschrei­ben kann, wor­um es eigent­lich geht, sich aber Kon­flikt­si­tua­tio­nen nach einem bestimm­ten Mus­ter bei­na­he zwangs­läu­fig wie­der­ho­len — lie­gen die Ursa­chen mög­li­cher­wei­se in einer kaum bewuss­ten kon­flikt­haf­ten Kon­stel­la­ti­on der betei­lig­ten Per­sön­lich­kei­ten (bspw. Kon­flik­te zwi­schen ver­dräng­ten Per­sön­lich­keits­an­tei­len, Pro­jek­tio­nen oder ande­re indi­vi­du­el­le Abwehr­me­cha­nis­men). Da eine Kon­flikt­be­ar­bei­tung aber kei­ne The­ra­pie­stun­de ist und die The­ma­ti­sie­rung ent­spre­chen­der Ursa­chen kaum zum Auf­trag gehört und von den Betei­lig­ten in der Regel auch abge­lehnt wird, ist es mit­un­ter bes­ser, die­ses The­ma zu umge­hen. Eine der Mög­lich­kei­ten, an sol­chen Stel­len den­noch zu han­deln, ist die Arbeit mit der Fra­ge, wie hoch die Bereit­schaft oder die Wahr­schein­lich­keit ist, dass man in der jewei­li­gen Kon­stel­la­ti­on noch ein­mal gut mit­ein­an­der arbei­ten oder aus­kom­men kann. In der Regel gibt es in sol­chen Fäl­len bei einem Teil der Betei­lig­ten den Wunsch, die Kon­stel­la­ti­on zu ver­las­sen. Des­halb lau­tet eine wei­te­re hilf­rei­che Fra­ge, wann oder mit wel­cher Wahr­schein­lich­keit man die Kon­stel­la­ti­on ver­las­sen wür­de, wenn sich nichts ändert. Bis­wei­len sind sich die Betei­lig­ten hier über­ra­schend einig.

Fra­ge­mög­lich­kei­ten zur The­ma­ti­sie­rung der Bereit­schaft, über­haupt an einem Kon­flikt zu arbeiten.

Die ent­spre­chen­de Befra­gung soll­te ein­zeln erfol­gen, bspw. jede/r für sich auf einem Blatt Papier. Die Blät­ter kön­nen dann ein­ge­sam­melt und in ein gemein­sa­mes „Stim­mungs­bild“ über­tra­gen wer­den. Manch­mal erleich­tert ein sol­ches Bild das Gespräch über die Situa­ti­on im Sin­ne einer Erwei­te­rung der Hand­lungs­mög­lich­kei­ten, bspw. nicht eine Bear­bei­tung des Kon­flik­tes, son­dern eine Ver­än­de­rung der Kon­stel­la­ti­on selbst.

Mög­li­ches Mei­nungs­bild in Bezug auf die Bear­bei­tung einer kon­flikt­haf­ten Team­kon­stel­la­ti­on. Wenn die Mei­nungs­bil­der die­sem ähn­lich sind, ist die Erfolgs­wahr­schein­lich­keit für Inter­ven­tio­nen sehr gering.

Jörg Hei­dig

Von Jörg Heidig

Jörg Heidig, Jahrgang 1974, nach Abitur und Berufsausbildung in der Arbeit mit Flüchtlingen zunächst in Deutschland und anschließend für mehrere Jahre in Bosnien-Herzegowina tätig, danach Studium der Kommunikationspsychologie, anschließend Projektleiter bei der Internationalen Bauausstellung in Großräschen, seither als beratender Organisationspsychologe, Coach und Supervisor für pädagogische Einrichtungen, soziale Organisationen, Behörden und mittelständische Unternehmen tätig. 2010 Gründung des Beraternetzwerkes Prozesspsychologen. Lehraufträge an der Hochschule der Sächsischen Polizei, der Dresden International University, der TU Dresden sowie der Hochschule Zittau/Görlitz.